Die Bibliothek als Ort der Begegnung
Bücherei für Alle
Eine Bibliothek am Puls der Zeit ist auch ein Ort der Begegnung.
Mittlerweile hat sich die Bücherei zu einem Ort der Kommunikation und der Begegnung entwickelt, in dem sich das Leben abspielt und Veranstaltungen durchgeführt werden.
Hier begegnen sich Menschen auf Augenhöhe, können sich miteinander austauschen und am regionalen kulturellen Leben teilnehmen.
Bibliotheken bieten lebendige Begegnungsräume, in denen neben einem breiten Angebot an Medien auch vielfältige Veranstaltungen wie Lesungen, Vorträge, Workshops und Abendunterhaltung für die Großen genauso angeboten werden wie Vorlesestunden, Spielefeste, Kindertheater, MINT-Experimente, Fortbildungen oder Bilderbuchkinos für die Kleinen.
Bibliotheken erweisen sich zunehmend als attraktive Freizeitorte. Familien mit kleinen Kindern zählen dabei zu den aktivsten Nutzergruppen. Die beglückenden Kindheits-Entdeckungen in der Welt der Bücher wecken Neugierde und Begeisterung, die ein Leben lang anhalten.
Kinder können Büchereien als neue außerfamiliäre Orte des Lernens entdecken und das gemeinsame Eintauchen in Geschichten als wohltuende und stärkende Zuwendung erfahren.
Kinderecken, Kindermöbel und Kindermedien zählen längst zum bibliothekarischen Grundinventar und Veranstaltungen für Kinder zu den am stärksten frequentierten Bibliotheksprogrammen. Die Bibliothek versteht sich als außerschulische Bildungsinstitution, als Wissensvermittler und Förderer der Lesekompetenz bei Kindern und Jugendlichen.
Bibliotheken bieten ihren Nutzer*innen heute vielfältige Services. Dabei kooperieren sie oft auch mit anderen sozialen und kulturellen Organisationen, um für ihre Nutzer*innen ein aktuelles und abwechslungsreiches Kultur- und Weiterbildungsangebot aufstellen zu können.
Die Bibliothek als Dritter Ort versteht sich als gesellschaftlicher Knotenpunkt, als ein Ort der Begegnung, des Lernens und der Inspiration, als ein Ort sozialer, kultureller und digitaler Teilhabe.
Bibliotheken befinden sich seit Jahren in einem fortlaufenden Transformationsprozess. Im Zuge der Digitalisierung und des Verlusts ihres Informationsmonopols entwickeln sie sich weg von der reinen Medienausleihe mit Beratung und Aktivitäten der Leseförderung, hin zu einem lebendigen Erlebnisraum mit hoher Aufenthaltsqualität und vielfältigen Möglichkeiten sich auszutauschen und weiterzubilden.
Von zentraler Bedeutung für diesen Wandlungsprozess ist das Konzept des Dritten Ortes.
Das Konzept des Dritten Ortes wurde wesentlich von dem amerikanischen Raumsoziologen Ray Oldenburg geprägt. Für Oldenburg bildet der sogenannte „Dritte Ort“ neben dem Zuhause („Erster Ort“) und dem Arbeitsplatz („Zweiter Ort“) einen dritten elementaren Sozialraum, der identitätsstiftend für die Menschen und ihre lokale Gemeinschaft ist.
Einen Dritten Ort kennzeichnen u. a. folgende Merkmale:
Neutralität: Der Einzelne hat keine Verantwortung gegenüber den anderen, man kann kommen, sich begegnen und wieder ungezwungen auseinander gehen.
Inklusiver Charakter: Sozialer Status ist hier nur von geringer Bedeutung. Es gibt keine besonderen Zugangsvoraussetzungen, was eine hohe gesellschaftliche Durchmischung ermöglicht.
Gute Erreichbarkeit und Zugänglichkeit: Etwa durch lange Öffnungszeiten und zentrale Lage.
Austausch und Konversation: Der Kontakt zwischen Bürger*innen wird hier gefördert, der soziale Zusammenhalt gestärkt und das demokratische Leben angeregt.
Eine offene, positive und gelöste Atmosphäre: Für die Besucher*innen fühlt es sich wie ein zweites Zuhause an.
Was Büchereien als Dritten Ort so besonders macht, ist, dass ihr Besuch nicht an materiellen Konsum gebunden ist, und sie Raum geben für Vorträge, Diskussionen und informelle Treffen. Somit tragen sie wesentlich zur Förderung des gemeinschaftlichen Lebens, sowie zu einem sozialen und kulturellen Austausch bei.
Viele Stadtgemeinden, Kultureinrichtungen oder Bürgerinitiativen fördern bereits Projekte mit dem Konzept des dritten Ortes. Bestehende Einrichtungen, Freiräume oder Leerstand werden partizipatorisch und kreativ gestaltet und bieten vor allem in den Anfangsphasen der Planung eine Plattform der Initiative und des Austauschs. So werden Stadtteile gemeinschaftlich revitalisiert und fördern die sozialen und kulturellen Interaktionen der gesamten Gemeinde.